Tipps für Angehörige von Menschen mit Demenz

Immer mehr Menschen leiden an Demenz. Aktuell gibt es in Deutschland ca. 1,7 Millionen Betroffene und jährlich kommen um die 40.000 Menschen dazu. Betroffen sind aber nicht nur die Erkrankten, auch für die Angehörigen ist die Diagnose eine große Herausforderung.

Aus dem Lateinischen übersetzt bedeutet Demenz „weg vom Geist“ oder „ohne Geist“. Das beschreibt das wesentliche Merkmal von Demenzerkrankungen: die Verschlechterung bis hin zum Verlust der geistigen Fähigkeiten.

Haben Sie den Verdacht, dass ein Angehöriger an Demenz leidet?

Leichte Konzentrations- oder Gedächtnisstörungen gehören zum Alltag dazu. Zeichnen sich aber erheblichere Gedächtnisprobleme ab und kommen Verhaltensänderungen dazu, können das Anzeichnen einer Demenz sein. Folgende Beschwerden können auf eine Demenzerkrankung hindeuten:

  • Vergessen kurz zurückliegender Ereignisse
  • Schwierigkeiten, gewohnte Tätigkeiten auszuführen
  • Sprachstörungen
  • nachlassendes Interesse an Arbeit, Hobbys und Kontakten
  • Schwierigkeiten, sich in einer fremden Umgebung zurechtzufinden
  • fehlender Überblick über finanzielle Angelegenheiten
  • Fehleinschätzung von Gefahren
  • ungekannte Stimmungsschwankungen, andauernde Ängstlichkeit, Reizbarkeit und Misstrauen
  • hartnäckiges Abstreiten von Fehlern, Irrtümern oder Verwechslungen

Um eine Diagnose zu erhalten, sollte zunächst der Hausarzt aufgesucht werden. Bestärkt sich bei den ersten Untersuchungen der Verdacht auf eine Demenz, wird in der Regel ein Facharzt für Neurologie oder Psychiatrie hinzugezogen.

Für die Mehrzahl der Demenzerkrankungen gibt es derzeit noch keine Therapie, die zur Heilung führt. Deshalb liegt das Hauptziel der Behandlung darin, die Lebensqualität der Kranken und ihrer Angehörigen zu verbessern.

Wie können Sie für sich selbst sorgen?

Ca. 80% der Demenz-Patienten werden zuhause von der Familie versorgt. Das bedeutet für die pflegenden Angehörigen eine große Herausforderung, sowohl psychisch, körperlich als auch finanziell. Das kann zur absoluten Überlastung führen. Als pflegende*r Angehörige*r ist es wichtig sich auch um sich selbst zu kümmern:

  • Selbstfürsorge: Pflegende Angehörige gehen oft weit über die Grenze der Belastbarkeit hinaus. Wichtig ist, dass Sie sich als pflegende*r Angehörige*r selbst im Blick behalten und auf Ihre Bedürfnisse achten. Führen Sie weiter ein eigenes Leben und halten Sie Sozialkontakte aufrecht. Nehmen Sie Warnsignale Ihres Körpers wahr und bleiben Sie im Austausch mit Ihrem Hausarzt.
  • Angehörigen- & Selbsthilfegruppen: In fast allen Städten gibt es Selbsthilfegruppen für Angehörige. Die bieten die Möglichkeit mit anderen Menschen ins Gespräch zu kommen, sich über Ängste und Sorgen auszutauschen und sich gegenseitig Unterstützung, Anregungen und Tipps zu geben.

Tipp: Es gibt auch virtuelle Selbsthilfegruppen in der App „in.kontakt“. Auch dort findet man Informationen, Erfahrungsaustausch und Hilfsangebote. Die App ist kostenlos und ein Projekt vom Verein „wir pflegen e.V.“.

  • Beratungsstellen: Haben Sie Fragen oder wünschen eine Beratung, können Sie das bundesweite Alzheimer-Telefon nutzen: 030 – 259 37 95 14
    (Montag bis Donnerstag von 9.00 bis 18.00 Uhr, Freitag von 9.00 bis 15.00 Uhr; Beratung in türkischer Sprache: Mittwoch von 10.00 bis 12.00 Uhr) 

Was für Entlastungsangebote gibt es?

Niemand sollte für die Pflege eines Demenz-Patienten alleine verantwortlich sein. Auch im Interesse der Erkrankten ist es ratsam, mit dem eigenen Kräften hauszuhalten. Daher ist es ratsam sich frühzeitig Hilfe und Unterstützung zu suchen. Eine Reihe von Angeboten wird zumindest teilweise aus der Pflegeversicherung finanziert, vor allem wenn ein Pflegegrad vorhanden ist:

  • Ambulante Pflegedienste: Die Pflegedienste leisten sowohl Hauspflege (Hilfen im Haushalt sowie die Grundpflege) als auch die Behandlungspflege (Verabreichen von Medikamenten und Injektionen oder die Versorgung von Wunden). Die Pflegedienste beschäftigen Fachkräfte, die bestimmte Zusatzqualifikationen für die Pflege von Demenz-Patienten haben. Die Kosten trägt in der Regel die Krankenkasse, wobei eine Zuzahlung nötig sein kann.
  • Spezialisierte Pflegeeinrichtungen: In speziellen Pflegeeinrichtungen für Demenz-Patienten, werden die Betroffenen und die Angehörigen individuell unterstützt. Im Gegensatz zu herkömmlichen Pflegeeinrichtungen sind die Mitarbeiter speziell geschult und können das erforderliche Maß an Betreuung und Pflege bieten.
  • Betreuungsgruppen: Für einige Stunden am Tag werden die Demenz-Patienten an ein bis zwei Tagen pro Woche in Gruppen beschäftigt und betreut. Anbieter sind Alzheimer-Gesellschaften in den verschiedenen Regionen sowie unterschiedliche Wohlfahrtsverbände.
  • Tagespflege: Die Demenz-Patienten werden eigentlich zu Hause, zum Teil aber tagsüber in einer Einrichtung gepflegt wird (die sog. teilstationäre Pflege). Die Anzahl der Tage, an denen die Tagespflege besucht wird, bestimmen der/die Betroffene und seine Familie. Die Kosten für den Aufenthalt können durch Leistungen der Pflegeversicherung, des Sozialamtes oder durch Eigenbeteiligung getragen werden.
  • Kurzzeit- und Urlaubspflege: Für bis zu 28 Tage im Jahr kann der/die Demenz-Patient in einer stationäre Pflegeeinrichtung untergebracht werden. Viele Einrichtungen haben sich auf die Versorgung demenziell erkrankter Menschen eingestellt und bieten ein entsprechendes Versorgungs- und Beschäftigungsangebot. Die Kurzzeitpflege ist eine Leistung der Pflegeversicherung.
  • Betreuter Urlaub für Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen: Für viele pflegende Angehörige ist es keine Option den Demenz-Patienten für längere Zeit in fremde Hände zu geben. Es gibt immer mehr Urlaubsangebote für Demenz-Patienten und ihre Angehörigen: in den Angeboten werden Wohn- und Betreuungsangebote kombiniert. Informationen zu konkreten Urlaubsorten bietet z.B. die Deutsche Alzheimer Gesellschaft.
  • Pflegekurse: Pflegende Angehörige haben die Möglichkeit sich in einem speziellen kostenlosen Pflegekurs schulen zu lassen. Die Kursinhalte setzen sich zusammen aus Praktischer Pflege, Selbstpflege, Recht & Soziales und Hygiene. Ein Pflegekurs kann auch bei der Entscheidung helfen, ob man sich zutraut die Pflege für einen Angehörigen zu übernehmen. Zudem gibt es Spezialkurse zum Thema Demenz. Angeboten werden die Kurse von den Pflegekassen oder anderen lokalen Einrichtungen (z. B. Sozialstationen oder Volkhochschulen).

Mehr Informationen und weiterführende Links:

  • Der Wegweiser-Demenz.de vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend bietet verschiedene Informationen, Filme und hilfreiche Adressen.
  • Die Deutsche Alzheimer Gesellschaft e.V. bietet umfangreiche Informationen zum Krankheitsbild, zu verschiedenen Beratungsangeboten und zu regionalen Alzheimer-Gesellschaften und Beratungs- und Anlaufstellen.
  • Vom Bundesministerium für Gesundheit gibt es den Ratgeber Demenz mit Informationen zur häuslichen Pflege von Menschen mit Demenz

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