Pubertät: Das Schreckensgespenst
Die Pubertät gilt unter Eltern als Schreckensgespenst. Es gibt viele Sorgen und Ängste, ob sich das Kind gut entwickelt oder seinen Weg findet, und natürlich auch Unsicherheiten und Fragen, wie und ob man diese besondere Zeit gut übersteht. Denn es ist ein Spagat, der nicht leicht wird: Man will sein Kind auf keinen Fall aus den Augen verlieren, muss es aber dennoch Schritt für Schritt loslassen.
Was ist die Pubertät überhaupt?
Die Pubertät ist eine Entwicklungsphase, in der sich die Geschlechtsorgane weiterentwickeln, bis die Geschlechtsreife eintritt. Biologisch gesehen beginnt die Pubertät, wenn die Hirnanhangdrüse ein hormonelles Signal an den Körper sendet, in bestimmten Organen verstärkt Geschlechtshormone herzustellen und ebenfalls in das Blut auszuschütten. Bei Jungen ist es in erster Linie das Testosteron, bei Mädchen das Östrogen. Im Normalfall wird die Pubertät bei Mädchen zwischen dem zehnten und 18. Lebensjahr und bei Jungen zwischen dem zwölften und 20. Lebensjahr durchlaufen.
Warum gilt die Pubertät als „Schreckensgespenst“?
Das kleine, verschmuste Kind verwandelt sich plötzlich in einen stacheligen Kaktus, der nichts mehr mit den Eltern zu tun haben will, es wird Unmengen von Essen, vor allem Junkfood, vertilgt und alles ist plötzlich „cringe“. Eine umgangssprachliche Bezeichnung dafür sind „Pubertiere“: Kinder, die sich in der Pubertät befinden.
In der Pubertät erleben Kinder eine Phase des Erwachsenwerdens, die von Machtkämpfen mit den Eltern geprägt ist. Die hormonelle Umstellung führt zu einem Gefühlschaos, das oft zu schlechter Laune führt. Zusätzlich zu diesen Herausforderungen kommt die erste Liebe, begleitet von emotionalen Turbulenzen und neuen sexuellen Erfahrungen. Diese Phase kann auch zu Stimmungsschwankungen und Depressionen führen, insbesondere bei Mädchen, weshalb Eltern aufmerksam sein sollten. Diese emotionalen Herausforderungen gehen oft mit einem Rückgang der schulischen Leistungen einher. Professionelle Hilfe sollte in Anspruch genommen werden, wenn die Situation zu extrem wird.
Klingt das angsteinflößend? Sollte es aber nicht, pubertierende Kinder sind nämlich toll: Sie machen einen enormen Veränderungsschub in ihrem Gehirn durch und setzen sich mit dem Leben neu auseinander. Diese Veränderung und ihre junge, moderne und in Frage stellende Weltsicht sollten wir respektieren.
Wie kann man Kinder in der Pubertät unterstützen?
In der Pubertät ist ein ausgewogenes Verhältnis von Nähe und Freiheit für Kinder entscheidend. Nähe bietet Sicherheit und Orientierung, sowohl von Seiten der Eltern als auch der Schule, und kann Jugendlichen helfen, Stärke und Motivation zu entwickeln.
Ein starkes Selbstwertgefühl hilft Kindern gut mit Kritik umgehen zu können. Eltern können das durch ehrliches Lob und Anerkennung der Fähigkeiten und Talente unterstützen. Sehr wertvoll sind Aussagen wie „Dafür kannst du stolz auf dich sein!“
Eltern sollten ihren Kindern ausreichend Freiraum gewähren, damit sie sich entfalten können, während sie gleichzeitig wissen, dass sie immer auf die Unterstützung der Eltern zählen können. Das ist eine große Herausforderung für die Eltern, aber Feingefühl kann dabei helfen.
Klare Regeln und Vereinbarungen sind unerlässlich. Natürlich sind Kinder davon nicht immer begeistert. Dennoch ist es wichtig, auf strikte Einhaltung dieser Regeln zu bestehen und keine Ausnahmen zu machen. Gleichzeitig braucht Kinder in der Pubertät Freiraum, um den Prozess der Identitätsfindung erfolgreich durchlaufen zu können. Lassen Sie Ihrem Kind also den dazu nötigen Freiraum – natürlich innerhalb der festgelegten Grenzen.
Noch eine Herausforderung für Eltern: In Konfliktsituationen ruhig bleiben. Es kann passieren, dass Kinder absichtlich Konflikte provozieren. Zum Beispiel, wenn sie sich selbst in einer ausweglosen Situation sehen oder Probleme in der Schule haben. Oder einfach nur um „Druck rauszulassen“. Eltern sollten in dem Fall Souveränität zeigen und ruhig bleiben. Hat sich alles wieder beruhigt, ist es sinnvoll ein klärendes Gespräch mit dem Kind zu suchen.
Es ist wichtig, sich in die Lage des eigenen Kindes zu versetzen. Erinnern Sie sich daran, dass auch Sie während der Pubertät Herausforderungen hatten und möglicherweise ähnliche Probleme wie Ihre Kinder heute erleben. Versuchen Sie daher, Verständnis zu zeigen und geduldig zu sein. Dies kann dazu beitragen, Konflikte zu reduzieren und eine bessere Kommunikation zu ermöglichen.
Hinweis: Aufklärung, besonders über Sexualität, ist von entscheidender Bedeutung. Das sollte aber bereits im frühen Kindesalter mit der die richtigen Benennung der Geschlechtsteile beginnen und weitergehen mit dem Anerkennen eines „Nein“ und dann fortlaufende altersangemessene Aufklärung, woher ein Baby kommt und wie es entsteht. Gerade Frauen wurden lange Zeit aus einer angemessenen Aufklärung ausgeschossen, in Hinblick auf den eigenen Körper und seine Funktionen, Hormone, Zyklus, Orgasmen etc.