Die Diagnostik von Alzheimer
Es ist üblich, dass sich die kognitiven Fähigkeiten im Laufe des Alters leicht verändern. Wenn jedoch der Verdacht auf Demenz besteht, ist es ratsam, dies mit einem Arzt oder einer Ärztin zu besprechen. Weltweit leben etwa 50 Millionen Menschen mit einer Demenz. Die am meisten verbreitete Form ist Alzheimer. Dabei lagern sich Proteine im Gehirn ab, die nach und nach zum Absterben der Nervenzellen führen. Es erfordert einen gründlichen Ansatz und die Berücksichtigung verschiedener Faktoren, um Alzheimer zu diagnostizieren.
Wie wird Alzheimer aktuell diagnostiziert?
Traditionell wird die Alzheimer-Krankheit erst im Stadium der Demenz basierend auf einem typischen klinischen Syndrom und nach Ausschluss anderer Demenzursachen diagnostiziert. Dabei ist die Diagnose von Demenz ein komplexer Prozess, der eine sorgfältige Bewertung der kognitiven Fähigkeiten, medizinischen Geschichte und anderen Faktoren erfordert. Es gibt keine einzelne Testmethode, die allein zur Diagnose von Demenz verwendet wird. Es ist eine Kombination aus verschiedenen Ansätzen.
Der erste Schritt bei der Diagnosestellung ist oft ein ausführliches Gespräch zwischen Arzt und Patienten, gegebenenfalls auch dessen Angehörigen. Hierbei werden Symptome und Veränderungen in der Denk- und Gedächtnisleistung besprochen. Eine genaue Anamnese, einschließlich der Erfassung von Vorerkrankungen und Medikamenteneinnahme, ist entscheidend.
Nach dem Gespräch führt der Arzt in der Regel kognitive Tests durch, um die Denkfähigkeiten des Patienten zu bewerten. Diese Tests können Fragen zu Gedächtnis, Sprache, Aufmerksamkeit und anderen kognitiven Fähigkeiten umfassen. Ein häufig verwendeter Test ist beispielsweise der Mini-Mental-Status-Test (MMST) und der Uhrentest.
Da es aktuell keinen Test auf Demenz gibt, müssen andere Ursachen, für die für die kognitiven Beeinträchtigungen ausgeschlossen werden. Dafür können bildgebende Verfahren wie Magnetresonanztomographie (MRT) oder Computertomographie (CT) des Gehirns durchgeführt werden, um strukturelle Veränderungen im Gehirn zu identifizieren. So können z.B. Hirntumore oder Schlaganfälle ausgeschlossen werden. Bluttests können ebenfalls durchgeführt werden, um andere Ursachen für die Symptome auszuschließen oder zugrunde liegende Erkrankungen wie Vitaminmangel oder Schilddrüsenerkrankungen zu erkennen. Die endgültige Diagnose von Demenz erfordert dann eine umfassende Bewertung aller verfügbaren Informationen.
Hinweis: Es ist wichtig zu beachten, dass Demenz ein fortschreitender Prozess ist und dass eine genaue Diagnosestellung eine sorgfältige Überwachung der Symptome über einen längeren Zeitraum erfordert.
Wie ist der Stand der Forschung?
Es gibt Studien, die nahelegen, dass es eine Möglichkeit gibt die Alzheimer-Krankheit frühzeitig zu erkennen, also bevor die Symptome auftreten. Dafür werden spezielle Markierungen im Blut verwendet, die Hinweise auf die Krankheit geben, so genannte Blutmarker. Dadurch ist es möglich, bereits bei Personen mit nur milden Symptomen das Vorliegen einer Alzheimer-Krankheit festzustellen. In der Praxis wird das Verfahren allerdings noch nicht angewandt.
Bisher war es auch nicht sinnvoll, Alzheimer in den frühen Stadien zu diagnostizieren, da es keine wirksamen Therapien oder vorbeugende Maßnahmen gibt. Eine Früherkennung ist vor allem aus wissenschaftlichen Gesichtspunkten hilfreich: Wenn sich Risikopatienten frühzeitig zuverlässig identifizieren lassen, können sie schon in einem frühen Krankheitsstadium in Studien aufgenommen werden und so dazu beitragen, zukünftige Möglichkeiten für Therapie und Prävention auszuloten.
Jedoch deuten neue Forschungsergebnisse darauf hin, dass ein Antikörper gegen Amyloid das Fortschreiten von Gedächtnisproblemen in der Frühphase der Krankheit verlangsamen könnte. In den USA wurde im letzten Jahr erstmalig kausale Anti-Amyloid-Therapien zur Behandlung der Alzheimer-Krankheit zugelassen. Die Zulassung des ersten Amyloid-reduzierenden Antikörpers wird auch in Europa in naher Zukunft erwartet. Damit soll es möglich sein den Krankheitsverlauf mithilfe kausaler Therapien zu beeinflussen und ein Fortschreiten zu verzögern.
Diese neuen Entwicklungen bringen neue Probleme für die Gesundheitsversorgung mit sich: Es ist wichtig, dass Ärzte und Pflegende mehr über die Früherkennung von Alzheimer und seinen Vorstadien durch spezielle Marker lernen. Außerdem müssen Pläne gemacht werden, um die neuen Behandlungen, die bald verfügbar sein könnten, den Patienten rechtzeitig und richtig zu geben. Aber in unserem Gesundheitssystem haben wir bisher nicht genug Wissen, Prozesse oder Kapazitäten, um diese Aufgaben zu bewältigen.
Angesichts der Fortschritte in der Diagnose und Behandlung von Alzheimer wurde das Deutsche Netzwerk Gedächtnisambulanzen (DNG) ins Leben gerufen. Das DNG hat mehrere Ziele: Es will klare Regeln für Gedächtnisambulanzen festlegen, Schulungen für Fachleute organisieren und junge Leute für diese Arbeit gewinnen. Außerdem möchte es mit allen, die sich um Demenzkranke kümmern – vor allem Hausärzte und Spezialisten – zusammenarbeiten, um effiziente Abläufe zu entwickeln. Dadurch sollen die Patienten, die von einer Therapie profitieren könnten, besser und schneller erkannt werden.