Musiktherapie und Demenz: Ein Weg zur Förderung des Wohlbefindens

Demenz ist eine der herausforderndsten und komplexesten Erkrankungen unserer Zeit, die nicht nur das Leben der Betroffenen, sondern auch das ihrer Angehörigen tiefgreifend beeinflusst. Die Suche nach effektiven Behandlungsmöglichkeiten geht daher weit über rein medikamentöse Ansätze hinaus. Eine dieser nichtmedikamentösen Methoden, die in den letzten Jahren zunehmend an Bedeutung gewonnen hat, ist die Musiktherapie. Wir erläutern, wie Musiktherapie das Wohlbefinden von Menschen mit Demenz fördert und warum sie eine wertvolle Ergänzung in der Therapie von demenziell veränderten Menschen darstellt.

Hinweis: Hier finden Sie unseren Artikel zum Thema „Tipps für Angehörige von Menschen mit Demenz

Was ist Musiktherapie?

Musiktherapie kann in zwei Hauptformen unterteilt werden: aktive und rezeptive Musiktherapie. In der aktiven Musiktherapie werden die Patienten ermutigt, selbst musikalisch aktiv zu werden, zum Beispiel durch Singen oder Spielen eines Instruments. Diese Form der Therapie fördert die aktive Teilnahme und kann das Selbstwertgefühl und die kognitiven Fähigkeiten der Patienten stärken.

In der rezeptiven Musiktherapie hingegen steht das Hören von Musik im Vordergrund, die oft einen biografischen Bezug zur Person hat. Diese Form der Therapie kann beruhigend wirken und tief verankerte Erinnerungen und Emotionen wecken. Der Musikmediziner Eckart Altenmüller empfiehlt im Interview mit der Deutschen Schlaganfallhilfe, dass Angehörige den Patienten täglich eine Stunde ihre Lieblingsmusik vorspielen können. Dies erfordert keinen Therapeuten, hat eine nachgewiesene Wirkung und verursacht keine zusätzlichen Kosten.

Musiktherapie bei Demenz

Musik begleitet die meisten Menschen ein Leben lang und ist eng mit Erinnerungen und Emotionen verknüpft. Bereits in der Kindheit prägt sie unser Leben und bleibt bis ins hohe Alter ein wichtiger Bestandteil. Bei Menschen mit Demenz kann Musik tief verankerte Erinnerungen und Gefühle hervorrufen, die durch die Erkrankung verloren gegangen scheinen. Ein demenzerkrankter Patient, der seinen eigenen Namen nicht mehr aussprechen kann, kann möglicherweise noch ein vierstrophiges Volkslied singen.

Der gezielte Einsatz von Musik kann somit positive Effekte auf die Lebensqualität und Lebenszufriedenheit haben. Musiktherapie umfasst dabei verschiedene Ansätze, darunter Musik hören, singen, Instrumentalspiel sowie Tanzen und Bewegung zur Musik.

Die Musiktherapie bietet als eine nichtmedikamentöse Behandlungsoption, eine ergänzende Therapieform, die bei Demenzpatienten eine entscheidende Rolle spielen kann. Die Fähigkeit, sich mitzuteilen, ist ein elementares Bedürfnis des Menschen. Wenn die Sprachfähigkeit im Zuge einer Demenzerkrankung nachlässt, verlagert sich die Kommunikation zunehmend auf nonverbale Ebenen, die es ermöglichen, Emotionen auszudrücken. Musik, als universelle Sprache, ermöglicht eine solche nonverbale Kommunikation und kann so zur Verbesserung der Lebensqualität beitragen.

Laut der Deutschen Musiktherapeutischen Gesellschaft arbeiten aktuell mehr als 300 fachlich qualifizierte Musiktherapeuten in Deutschland mit Demenzpatienten. Diese Therapeuten sind in geriatrischen und gerontopsychiatrischen Kliniken, Pflegeheimen, Tageskliniken und in der ambulanten Versorgung tätig.

In den letzten Jahren hat sich der Fokus der Musiktherapie auch auf die häusliche Umgebung verlagert. Viele Menschen mit Demenz sind in ihrer Mobilität eingeschränkt, und die Durchführung der Therapie im vertrauten Umfeld kann vorteilhaft sein. Die ambulante Versorgung mit Musiktherapie ermöglicht den Zugang zu dieser wichtigen Therapieform ohne die Notwendigkeit beschwerlicher Wege. Dies eröffnet neue Möglichkeiten in der Betreuung und Unterstützung von Demenzkranken und ihren Angehörigen.

Was sagt die Forschung?

Unterschiedliche Studien haben die positiven Effekte der Musiktherapie bei Demenz in den letzten Jahren aufgezeigt. Diese Forschungen haben gezeigt, dass Musiktherapie kognitive und motorische Fähigkeiten unterstützen und teilweise wiederherstellen kann. Zudem wird die Kommunikation und Interaktion der Betroffenen gefördert. Besonders bemerkenswert ist die Wirkung der Musiktherapie auf die Reduzierung von Unruhezuständen und Aggressivität. Diese nichtmedikamentöse Behandlungsform kann somit erheblich zur Verbesserung des Wohlbefindens und der sozialen Interaktion beitragen.

Die Erkenntnisse der Leipziger Forscher des Max-Planck-Instituts für Kognitions- und Neurowissenschaften bestätigen, dass Musiktherapie ein wichtiger Bestandteil von Alzheimertherapien ist. Neurowissenschaftliche bildgebende Verfahren unterstützen diese Erkenntnisse und zeigen die Wirksamkeit der Musiktherapie bei psychischen und psychiatrischen Erkrankungen, insbesondere bei Depressionen und Altersdemenz.

Obwohl zahlreiche Studien die Wirksamkeit der Musiktherapie belegen, ist sie noch keine kassenärztliche Leistung oder eine „selbstverständliche“ Therapieform, wie beispielsweise Ergo-, Logo- oder Physiotherapie. Es ist daher notwendig, weiterhin auf Musiktherapie als geeignete Therapieform aufmerksam zu machen und ihre Wirksamkeit durch weitere Studien zu untermauern.

Die Bundesinitiative „Musik und Demenz“

Die Bundesinitiative „Musik und Demenz“ in Deutschland hat das Ziel, die Lebensqualität von Menschen mit Demenz durch den gezielten Einsatz von Musik zu verbessern. Musik hat das Potenzial, positive Effekte auf das emotionale Wohlbefinden, die kognitiven Fähigkeiten und das soziale Miteinander von Demenzkranken zu haben. Um diese Vorteile zu nutzen, integriert die Initiative Musik in die Pflege und Betreuung von Menschen mit Demenz. Ein zentrales Anliegen ist die Förderung der Lebensqualität, da Musik emotionale Reaktionen hervorrufen, Erinnerungen wecken und das allgemeine Wohlbefinden steigern kann.

Die Initiative unterstützt Pflegekräfte und Angehörige durch Schulungen und Fortbildungen, damit diese lernen, Musik effektiv in der Betreuung einzusetzen. Zudem fördert die Initiative den Austausch und die Vernetzung zwischen verschiedenen Akteuren im Bereich der Demenzpflege und der Musiktherapie, um Best Practices und erfolgreiche Konzepte zu teilen. Wissenschaftliche Begleitung und Forschung sind ebenfalls wesentliche Bestandteile, um die Wirksamkeit von Musik in der Demenzpflege zu untersuchen und zu dokumentieren.

Die Maßnahmen und Aktivitäten der Bundesinitiative umfassen musikalische Angebote wie Konzerte, Singgruppen und Musiktherapiesitzungen speziell für Demenzkranke. Fortbildungen für Pflegekräfte und Angehörige zum Einsatz von Musik in der Pflege sowie der Aufbau von Netzwerken zwischen Pflegeeinrichtungen, Musiktherapeuten und anderen relevanten Akteuren sind ebenfalls zentrale Elemente. Die Bundesinitiative „Musik und Demenz“ zeigt somit, wie nicht-medikamentöse Ansätze, insbesondere Musik, erfolgreich in die Pflege und Betreuung von Demenzkranken integriert werden können, um deren Lebensqualität zu verbessern.

Unser Fazit

Musiktherapie stellt eine wertvolle und effektive Ergänzung in der Behandlung von Demenz dar. Sie fördert nicht nur die kognitiven und motorischen Fähigkeiten der Patienten, sondern auch ihre emotionale und soziale Interaktion. Die ambulante Versorgung und die Durchführung der Therapie im häuslichen Umfeld eröffnen neue Möglichkeiten für die Betreuung von Demenzkranken. Trotz der nachgewiesenen Wirksamkeit ist es notwendig, die Anerkennung und Finanzierung der Musiktherapie durch Krankenkassen weiter voranzutreiben. Die Bundesinitiative „Musik und Demenz“ und die zahlreichen Studien zur Musiktherapie leisten hierbei einen wichtigen Beitrag.

Musik ist ein mächtiges Werkzeug, das tief in unseren Erinnerungen und Emotionen verankert ist. Für Menschen mit Demenz bietet Musiktherapie eine Möglichkeit, diese Erinnerungen wiederzubeleben und ein Stück ihrer Identität und Lebensfreude zurückzugewinnen. Die Förderung und Integration der Musiktherapie in die Behandlung von Demenz ist daher von großer Bedeutung und sollte weiterhin intensiv vorangetrieben werden.

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