Lernstörungen erkennen und begleiten

Das Thema Lernstörungen ist für viele Eltern ein sensibles und oft mit Unsicherheit verbundenes Thema. Wenn Kinder Schwierigkeiten in der Schule haben, stellt sich schnell die Frage, ob es sich um eine normale Herausforderung im Lernprozess handelt oder ob eine Lernstörung vorliegt. In diesem Artikel geben wir Ihnen einen Überblick über das Thema Lernstörungen, erklären, welche Arten es gibt, wie sie diagnostiziert werden können und wie Eltern ihre Kinder bestmöglich unterstützen können.

Was ist überhaupt eine Lernstörung?

Lernstörungen sind neurologisch bedingte Beeinträchtigungen, die sich auf spezifische Bereiche des Lernens auswirken. Sie sind keine Frage von mangelnder Intelligenz oder Faulheit, sondern resultieren aus abweichenden neurologischen Prozessen, die die Verarbeitung von Informationen erschweren. Kinder mit Lernstörungen haben oft normale oder sogar überdurchschnittliche Intelligenz, stoßen jedoch auf spezifische Schwierigkeiten in Bereichen wie Lesen, Schreiben, Rechnen oder Konzentration.

Lernstörungen sind in der Regel von dauerhafter Natur und können nicht „wegtherapiert“ werden. Mit der richtigen Unterstützung und angepassten Lernmethoden können Kinder jedoch Wege finden, ihre Herausforderungen zu bewältigen und erfolgreich zu lernen. Es ist wichtig, Lernstörungen frühzeitig zu erkennen, um gezielt eingreifen und das Kind bestmöglich unterstützen zu können.

Welche Arten von Lernstörungen gibt es?

Lernstörungen können in verschiedene Kategorien eingeteilt werden, wobei jede Form ihre eigenen spezifischen Herausforderungen mit sich bringt. Hier sind einige der häufigsten Arten von Lernstörungen:

  1. Lese-Rechtschreib-Schwäche (LRS): Die Lese-Rechtschreib-Schwäche, auch als Dyslexie bekannt, ist eine der bekanntesten Lernstörungen. Kinder mit LRS haben Schwierigkeiten beim Erlernen und Verstehen von Buchstaben und Lauten, was das Lesen und Schreiben erheblich erschwert. Typische Anzeichen sind das Vertauschen von Buchstaben, langsames Lesen, häufige Fehler beim Schreiben und Probleme beim Verstehen von geschriebenen Texten. LRS betrifft nicht die Intelligenz des Kindes. Es handelt sich um eine spezifische Störung der Sprachverarbeitung im Gehirn, die das Erkennen und Verarbeiten von schriftlichen Informationen erschwert.
  1. Rechenstörung (Dyskalkulie): Die Dyskalkulie ist eine weniger bekannte, aber ebenfalls häufige Lernstörung, die sich auf das mathematische Denken und Rechnen auswirkt. Kinder mit Dyskalkulie haben Schwierigkeiten, Zahlen und mathematische Konzepte zu verstehen. Dies zeigt sich durch Probleme beim Zählen, Schwierigkeiten beim Erlernen von Grundrechenarten und beim Lösen einfacher mathematischer Aufgaben. Dyskalkulie ist nicht gleichbedeutend mit mangelnder Intelligenz, sondern beruht auf einer abweichenden Verarbeitung mathematischer Informationen im Gehirn.
  1. Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS/ADS): ADHS (mit Hyperaktivität) und ADS (ohne Hyperaktivität) sind Störungen, die die Aufmerksamkeit und Konzentration beeinflussen. Kinder mit ADHS/ADS haben oft Schwierigkeiten, sich auf eine Aufgabe zu konzentrieren, sind leicht ablenkbar und wirken unorganisiert. Dies kann sich negativ auf den Lernprozess auswirken, da betroffene Kinder Schwierigkeiten haben, länger bei einer Sache zu bleiben und kontinuierlich zu arbeiten. Interessanterweise haben viele Kinder mit ADHS/ADS auch Lernstörungen wie LRS oder Dyskalkulie. Dies bedeutet, dass sie zusätzlich zu den Herausforderungen durch ihre Aufmerksamkeitsstörung auch noch spezifische Probleme beim Lernen haben können.
  1. Lernschwierigkeiten bei hochbegabten Kindern: Es mag überraschend klingen, aber auch hochbegabte Kinder können Lernschwierigkeiten haben. Diese Kinder zeigen oft ein ungleichmäßiges Leistungsprofil: Während sie in einigen Bereichen extrem gut sind, können sie in anderen große Schwierigkeiten haben. Dies kann dazu führen, dass ihre Lernstörungen übersehen oder falsch interpretiert werden. Hochbegabte Kinder mit Lernstörungen benötigen eine besondere Förderung, die sowohl ihre intellektuellen Fähigkeiten als auch ihre spezifischen Lernschwierigkeiten berücksichtigt. Andernfalls besteht die Gefahr, dass sie unterfordert sind und ihre Motivation verlieren.

Wie kann man eine Lernstörung diagnostizieren und wo gibt es Unterstützung?

Die Diagnose einer Lernstörung ist ein wichtiger Schritt, um gezielte Hilfe und Unterstützung für das betroffene Kind zu ermöglichen. Dieser Prozess umfasst in der Regel mehrere Schritte:

Zunächst ist es wichtig, die Lernprobleme des Kindes genau zu beobachten und zu dokumentieren. Eltern und Lehrer sollten darauf achten, in welchen Bereichen das Kind Schwierigkeiten hat, wie sich diese äußern und ob es spezifische Muster gibt.

Ein erster Schritt zur Diagnose kann eine pädagogische Überprüfung durch den Klassenlehrer oder eine pädagogische Fachkraft sein. Diese Überprüfung kann Hinweise darauf geben, ob eine Lernstörung vorliegen könnte und in welchen Bereichen weitere Tests erforderlich sind.

Für eine genaue Diagnose ist in der Regel eine umfassende diagnostische Untersuchung erforderlich. Diese wird von Psychologen oder speziell ausgebildeten Diagnostikern durchgeführt und umfasst standardisierte Tests, die die kognitiven Fähigkeiten und das Lernverhalten des Kindes in verschiedenen Bereichen messen. In vielen Fällen werden auch Eltern und Lehrer zu ihren Beobachtungen befragt.

Die Diagnose von Lernstörungen sollte interdisziplinär erfolgen, d.h., verschiedene Fachleute wie Psychologen, Pädagogen und Therapeuten arbeiten zusammen. Diese Zusammenarbeit ist wichtig, um ein umfassendes Bild der Schwierigkeiten des Kindes zu erhalten und eine maßgeschneiderte Förderung zu entwickeln.

Es gibt zahlreiche Beratungsstellen und Einrichtungen, die Eltern und Kinder mit Lernstörungen unterstützen. Hierzu gehören schulpsychologische Dienste, spezialisierte Therapiezentren, Lerntherapeuten und Selbsthilfegruppen. Diese Stellen bieten Beratung, Diagnostik und oft auch therapeutische Maßnahmen an.

Tipps an Eltern, wie man mit Lernstörungen umgehen kann

Als Eltern eines Kindes mit Lernstörungen steht man oft vor großen Herausforderungen. Es ist wichtig, geduldig zu sein und sich bewusst zu machen, dass jedes Kind individuelle Unterstützung braucht. Hier sind einige Tipps, wie Sie Ihr Kind bestmöglich unterstützen können:

  • Je früher eine Lernstörung erkannt wird, desto besser kann das Kind unterstützt werden. Achten Sie auf Anzeichen wie anhaltende Schwierigkeiten beim Lesen, Schreiben oder Rechnen, Konzentrationsprobleme oder ein starkes Ungleichgewicht in den schulischen Leistungen. Wenden Sie sich bei Verdacht an den Klassenlehrer oder eine Fachkraft.
  • Kinder mit Lernstörungen erleben häufig Misserfolge, die ihr Selbstbewusstsein beeinträchtigen können. Es ist wichtig, ihnen positive Verstärkung zu geben und Erfolge – auch kleine Fortschritte – zu feiern. Lob und Anerkennung motivieren das Kind und stärken sein Selbstvertrauen.
  • Jedes Kind lernt anders, und dies gilt besonders für Kinder mit Lernstörungen. Entwickeln Sie gemeinsam mit Lehrern und Therapeuten individuelle Lernstrategien, die den Bedürfnissen Ihres Kindes gerecht werden. Dies kann spezielle Lernmethoden, den Einsatz von Hilfsmitteln oder die Anpassung des Unterrichts umfassen.
  • Kinder mit Lernstörungen profitieren oft von klaren Strukturen und Routinen. Ein fester Tagesablauf, regelmäßige Lernzeiten und klare Regeln können helfen, dem Kind Sicherheit zu geben und das Lernen zu erleichtern.
  • Sprechen Sie offen mit Ihrem Kind über seine Lernschwierigkeiten. Erklären Sie ihm, dass diese nichts mit seiner Intelligenz oder seinem Wert zu tun haben, und betonen Sie, dass es viele Möglichkeiten gibt, ihm zu helfen. Eine offene Kommunikation schafft Vertrauen und zeigt dem Kind, dass es nicht allein ist.
  • Eine enge Zusammenarbeit mit der Schule ist entscheidend. Halten Sie regelmäßig Kontakt zu den Lehrern und informieren Sie sich über den Lernfortschritt Ihres Kindes. Bei Bedarf können individuelle Förderpläne entwickelt werden, um das Kind gezielt zu unterstützen.
  • Zögern Sie nicht, externe Hilfe in Anspruch zu nehmen. Lerntherapeuten, Psychologen und spezialisierte Fachkräfte können wertvolle Unterstützung bieten. Auch der Austausch mit anderen betroffenen Eltern in Selbsthilfegruppen kann hilfreich sein.
  • Lernstörungen lassen sich nicht von heute auf morgen beheben. Seien Sie geduldig mit Ihrem Kind und vermeiden Sie Druck. Verständnis und liebevolle Unterstützung sind der Schlüssel, um Ihr Kind langfristig zu stärken und ihm zu helfen, seine Herausforderungen zu meistern.

Fazit

Lernstörungen sind weit verbreitet und können jedes Kind betreffen – unabhängig von Intelligenz oder sozialem Hintergrund. Das frühzeitige Erkennen und die richtige Unterstützung sind entscheidend, um betroffenen Kindern zu helfen, ihr volles Potenzial zu entfalten. Eltern spielen dabei eine zentrale Rolle, indem sie ihrem Kind Halt, Verständnis und die notwendige Unterstützung bieten. Mit den richtigen Maßnahmen können Lernstörungen erfolgreich begleitet werden, sodass Kinder trotz ihrer Herausforderungen erfolgreich und glücklich lernen

 

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