Pflege im ländlichen Raum: Herausforderungen und Lösungsansätze für eine zukunftssichere Versorgung
Der demografische Wandel stellt unsere Gesellschaft vor große Aufgaben – vor allem im ländlichen Raum. Während Städte von einem relativ guten Zugang zu Pflegeinrichtungen und Fachkräften profitieren, sieht die Lage in strukturschwachen Regionen oft anders aus. Lange Wege, Fachkräftemangel und eine überalternde Bevölkerung erschweren die Versorgung und belasten pflegende Angehörige zusätzlich.
Gerade für berufstätige Menschen, die neben Job und Familie auch Pflegeverantwortung übernehmen, sind die Bedingungen im ländlichen Raum besonders herausfordernd. Der Viva Familienservice begleitet Unternehmen und ihre Mitarbeitenden auf diesem Weg – mit individueller Beratung und passgenauen Lösungen.
Die Besonderheiten des ländlichen Raums
Ländliche Regionen zeichnen sich oft durch geringe Bevölkerungsdichte, eingeschränkte Infrastruktur und eine hohe Zahl älterer Menschen aus. Laut einer Studie des Bundesministeriums für Gesundheit leben etwa 60 Prozent der Pflegebedürftigen in Deutschland im ländlichen Raum – Tendenz steigend.
Es gibt einige Merkmale für den ländlichen Raum: Es gibt weniger Pflegeeinrichtungen, stationäre Pflegeheime und ambulante Dienste sind dünn gesät. Stattdessen gibt es lange Anfahrtswege, sowohl für Pflegekräfte als auch für Angehörige. Die Fachkräfteverfügbarkeit ist gering, das Pflegepersonal bleibt lieber in urbanen Zentren. Die Angehörige werden stärker gefördert, Familienmitglieder übernehmen oft Pflegeaufgaben ohne professionelle Unterstützung.
Diese Faktoren machen es dringend notwendig, innovative Konzepte und verlässliche Unterstützungsangebote zu schaffen – sowohl für Pflegebedürftige als auch für pflegende Angehörige.
Ambulante Pflege stärken: Förderprojekte und Modelle
Verschiedene Bundesländer haben Projekte aufgelegt, um die ambulante Pflege im ländlichen Raum gezielt zu stärken. Ein Beispiel liefert Niedersachsen mit dem Programm „Stärkung der ambulanten Pflege im ländlichen Raum“. Hier werden u.a. folgende Maßnahmen gefördert:
- Pflegenetzwerke vor Ortzur besseren Koordination und Kommunikation
- Gemeindeschwestern und Pflegeberater*innen, die präventiv tätig sind
- Mobile Pflegestationenals flexible Versorgungseinheiten
- Telepflege-Modelle, die digitale Unterstützung ermöglichen
Ziel ist es, pflegerische Versorgung auch dort zu sichern, wo der Weg zur nächsten Praxis oder Pflegeeinrichtung weit ist. Solche Förderprogramme sind wichtige Schritte, um die strukturellen Nachteile des ländlichen Raums abzufedern und neue Versorgungsmodelle zu etablieren.
Neue Berufsrollen: Gemeindepflegekräfte als Bindeglied
Ein innovativer Ansatz ist das neue Berufsbild der Gemeindepflegekraft, wie es etwa in Hessen eingeführt wurde. Gemeindepflegekräfte arbeiten eng mit Kommunen zusammen und übernehmen eine Lotsenfunktion. Sie besuchen Senior*innen zu Hause, beraten zu Pflegeleistungen und Hilfsmitteln, koordinieren die Zusammenarbeit mit Ärzt*innen, Pflegediensten und Ehrenamtlichen und entlasten Angehörige durch präventive Unterstützung.
Diese Rolle verbindet pflegerische Kompetenz mit sozialräumlicher Vernetzung – ein Modell mit großem Potenzial, insbesondere in Gemeinden ohne klassische Pflegedienste.
Pflegebedürftige und Angehörige nicht allein lassen
Besonders berufstätige Angehörige sind im ländlichen Raum stark gefordert. Häufig übernehmen sie nicht nur die Organisation, sondern auch die tatsächliche Pflege – oft ohne ausreichende Unterstützung oder Entlastung. Daraus resultieren Stress, Überforderung und gesundheitliche Risiken.
Hier setzt der Viva Familienservice an. Wir beraten Mitarbeitende unserer Partnerunternehmen zu Fragen wie: Welche Pflegeleistungen stehen mir zu? Wie finde ich einen ambulanten Dienst oder ein Pflegeheim? Gibt es Entlastungsangebote vor Ort? Wie kann ich Pflege und Beruf besser vereinbaren?
Unsere Expert*innen recherchieren regionale Angebote, koordinieren Pflegelösungen und stehen als empathische Ansprechpersonen zur Verfügung – auch bei komplexen Fällen.
Digitalisierung als Chance: Telepflege und E-Health
Ein Schlüssel zur Verbesserung der Versorgung im ländlichen Raum liegt in der Digitalisierung. Projekte wie die Telepflege bieten neue Perspektiven, um auch abgelegene Regionen anzubinden. Mögliche Anwendungen:
- Video-Sprechstundenmit Pflegeberaterinnen oder Ärztinnen
- Digitale Pflegeakten, die Angehörige und Pflegedienste gemeinsam führen
- Pflege-Apps, die Angehörige an Termine, Medikation oder Pflegeaufgaben erinnern
Allerdings ist die Umsetzung stark von der regionalen digitalen Infrastruktur abhängig. Ohne flächendeckendes Internet scheitern viele Ansätze schon in der Praxis. Hier braucht es politische Initiative und gezielte Fördermaßnahmen.
Regionale Netzwerke als Erfolgsfaktor
Ein funktionierendes Pflegenetzwerk ist im ländlichen Raum besonders wertvoll. Erfolgreiche Beispiele zeigen:
- Lokale Pflegekonferenzen bringen Akteur*innen aus Pflege, Kommune und Zivilgesellschaft zusammen.
- Quartierskonzepte schaffen wohnortnahe Unterstützungsstrukturen.
- Ehrenamtliche Helferkreise ergänzen professionelle Pflegeangebote.
Ein praxisnaher Leitfaden zur Gestaltung solcher Pflege-Netzwerke wurde 2022 vom Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung veröffentlicht: „Pflege – Region gestalten“. Er zeigt, wie Kommunen bedarfsgerechte Angebote aufbauen und langfristig sichern können.
Was Sie selbst tun können: Pflege aktiv gestalten
Auch wenn viele strukturelle Verbesserungen auf politischer Ebene erfolgen müssen, gibt es einiges, was pflegende Angehörige und ihre Arbeitgeber aktiv tun können, um die Situation im ländlichen Raum zu verbessern:
Für pflegende Angehörige:
- Nutzen Sie bestehende Angebote: Viele Gemeinden, Pflegekassen und Wohlfahrtsverbände bieten bereits Beratung, Pflegekurse oder Entlastungsdienste an – auch wenn sie nicht immer leicht zu finden sind. Der Viva Familienservice hilft Ihnen dabei, passende Angebote in Ihrer Region zu identifizieren.
- Vernetzen Sie sich lokal: Schließen Sie sich mit anderen pflegenden Angehörigen zusammen – etwa in Eltern- oder Pflegecafés, Gesprächsgruppen oder Online-Foren. Der Austausch kann entlastend wirken und neue Wege eröffnen.
- Sprechen Sie mit Ihrem Arbeitgeber: Flexible Arbeitszeiten, Homeoffice oder Pflegezeit-Modelle können eine große Entlastung bringen. Viva unterstützt Sie dabei, gemeinsam mit dem Unternehmen passende Lösungen zu finden.
Für Arbeitgeber:
- Pflege sichtbar machen: Schaffen Sie ein offenes Klima, in dem Mitarbeitende über Pflegeaufgaben sprechen können – ohne Angst vor Nachteilen.
- Viva Familienservice aktiv nutzen: Bieten Sie Ihren Mitarbeitenden Zugang zu individueller Pflegeberatung, Workshops oder digitalen Tools zur Vereinbarkeit.
- Initiieren Sie Pflege-Netzwerke im Betrieb: Austauschformate unter Kolleg*innen, Lunch & Learn-Sessions oder interne Infoveranstaltungen können Betroffene stärken.
Fazit: Pflege braucht Nähe – und Unterstützung
Pflege im ländlichen Raum ist mehr als eine Frage der Distanz. Es geht um Strukturen, Ressourcen und vor allem: Menschen. Berufstätige Angehörige dürfen mit dieser Herausforderung nicht allein gelassen werden.
Der Viva Familienservice unterstützt Mitarbeitende unserer Partnerunternehmen mit individueller Beratung, regionalem Know-how und einem Netzwerk aus Expert*innen. So gelingt die Vereinbarkeit von Pflege, Familie und Beruf – auch dort, wo Pflege zur Herausforderung wird.