Familienerholung: Ferien für schwer belastete Kinder & Familien
Viele Eltern von Kindern mit Behinderung, mit chronischer oder schwerer Krankheit wünschen sich einen gemeinsamen Familienurlaub. Einmal wegfahren mit der ganzen Familie. Unbeschwerte Zeit gemeinsam genießen. Häufig scheitert es am logistischen und organisatorischen Aufwand. Mit der richtigen Planung, Organisation und Unterstützung können aber die Herausforderungen gemeistert und unvergessliche Reiseerlebnisse geschaffen werden.
Hinweis: Es gibt Familienerholung auch für Familien, die anderweitig belastet sind: durch Armutsgefährdung oder akute Armut, durch traumatische Ereignisse aber auch durch außerordentliche Belastung, wie zum Beispiel bei Alleinerziehenden. Wir beraten Sie dazu gerne!
An was gilt es im Vorfeld zu denken:
- Medizinische Bedürfnisse: Die Kinder können spezielle medizinische Bedürfnisse haben, wie zum Beispiel Verabreichung von Medikamenten, Überwachung durch Geräte oder spezielle Therapien. Es erfordert sorgfältige Planung und Organisation, um sicherzustellen, dass diese Bedürfnisse auch während der Reise erfüllt werden können. Das kann die Mitnahme von medizinischem Equipment, die Vorbereitung von Medikamenten oder die Koordination mit medizinischem Fachpersonal vor Ort beinhalten.
- Barrierefreiheit: Nicht alle Reiseziele oder Unterkünfte sind barrierefrei und auf spezielle Bedürfnisse ausgerichtet. Rollstuhlgerechte Zugänge, barrierefreie Toiletten oder Aufzüge können fehlen, was die Mobilität und den Komfort des Kindes beeinträchtigen kann. Es erfordert daher eine sorgfältige Recherche und Planung, um sicherzustellen, dass das Reiseziel und die Unterkunft den Bedürfnissen des Kindes gerecht werden.
- Transport: Die Organisation des Transports kann eine Herausforderung sein, insbesondere wenn das Kind spezielle Transportmittel oder Hilfsmittel benötigt. Dies kann beispielsweise die Mitnahme eines Rollstuhls oder eines speziellen Autositzes erfordern. Es ist wichtig, den Transport im Voraus zu planen und gegebenenfalls die erforderlichen Vorkehrungen zu treffen.
- Sensibilität und Akzeptanz: Nicht alle Menschen und Reiseziele sind mit den Bedürfnissen der Kinder vertraut. Es kann daher vorkommen, dass das Kind auf Unverständnis oder Barrieren stößt. Es erfordert Geduld, Sensibilität und gegebenenfalls eine offene Kommunikation, um sicherzustellen, dass das Kind respektvoll behandelt wird und seine Bedürfnisse erfüllt werden.
- Anpassung des Reiseprogramms: Das Reiseprogramm muss möglicherweise an die Bedürfnisse des Kindes angepasst werden. Es ist wichtig, ausreichend Pausen einzuplanen, um dem Kind Ruhezeiten zu ermöglichen und Überanstrengung zu vermeiden. Manche Aktivitäten oder Sehenswürdigkeiten sind möglicherweise nicht für das Kind geeignet, daher ist es wichtig, alternative Optionen zu finden, die dem Kind Freude bereiten und seinen Fähigkeiten entsprechen.
- Packen: Die Packliste sollte frühzeitig erstellt und geprüft werden. Neben den Klamotten (ist auch alles was benötigt wird frisch gewaschen und passt noch?) werden noch Schuhe, Kulturbeutel, die Reiseapotheke und vielleicht auch Spielsachen benötigt. Hier finden Sie eine Vorlage, die Sie für Ihren Sommerurlaub nutzen und ggf. ergänzen können.
Welche speziellen Angebote gibt es?
Oft werden Ferienprogramme und Erholungsangebote von spezialisierten Organisationen, gemeinnützigen Vereinen oder Rehabilitationszentren bereitgestellt.
Es gibt Ferienangebote, die auf die Bedürfnisse von Kindern mit schweren und chronischen Krankheiten sowie Behinderungen zugeschnitten sind. Diese Programme bieten eine breite Palette an Aktivitäten an, die den individuellen Fähigkeiten und Interessen der Kinder gerecht werden. Dazu gehören z. B. Naturerkundungen, Kunst- und Handwerksprojekte, sportliche Aktivitäten, Musik- und Tanzworkshops sowie gemeinschaftliche Veranstaltungen.
Ferienanlagen und Einrichtungen, die sich auf die Betreuung von Kindern mit speziellen Bedürfnissen konzentrieren, sind in der Regel barrierefrei gestaltet.
Sie stellen eine angemessene pflegerische und pädagogische Betreuung sicher. Dazu gehören geschultes Personal, das medizinische Betreuung und Notfallmaßnahmen gewährleisten kann, sowie die Zusammenarbeit mit örtlichen Gesundheitseinrichtungen oder Krankenhäusern für den Notfall.
Auch die Bedürfnisse der Eltern und Geschwister werden berücksichtigt in Form von Unterstützung, Beratung und den Austausch mit anderen Familien in ähnlichen Situationen sowie spannende, interessante Ferien-Aktivitäten. Diese Art der Unterstützung kann für Familien sehr wertvoll sein, da sie ihnen die Möglichkeit gibt, sich zu erholen und ihre Energiereserven wieder aufzuladen.
Finanzielle Unterstützung:
Einige Organisationen und Stiftungen bieten finanzielle Unterstützung oder Stipendien für Familien an, die sich die Teilnahme an solchen Ferienprogrammen nicht leisten können. Manche Erholungsstätten haben eigenen Förderfonds oder Spendenkontingente für sozial schwache Familien. Manche sind als Bildungsurlaubsstätte anerkannt.
Zudem gibt es Länderzuschüsse, aktuell in Bayern, Berlin, Brandenburg, Bremen, Niedersachsen, Rheinland-Pfalz und Saarland. Die Höhe der öffentlichen Zuschüsse ist von Land zu Land verschieden. Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein überarbeiten derzeit die Förderrichtlinien zur Familienerholung. In Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen gelten besondere Förderbedingungen, die in den Ländern zu erfragen sind.
Welche Urlaubsziele gibt es?
Rund 80 gemeinnützige Familienferienstätten bundesweit bieten gute und vielfältige Angebote, die die unterschiedlichen Bedürfnisse und finanziellen Möglichkeiten von Familien berücksichtigen. Familien können zwischen Unterkünften am Meer und in den Bergen, Ferienhäusern und Appartements mit und ohne Verpflegung wählen. Häufig gehören Kinderbetreuung und zahlreiche Freizeitaktivitäten unter Anleitung qualifizierter Fachkräfte ebenso zum Programm wie verschiedene Bildungsangebote.
Auch die Feriendörfer des Familienerholungswerkes sind für Menschen mit Beeinträchtigungen – gleich welcher Art – geeignet.
Die Deutsche Lebensbrücke e.V. bietet eine erholsame Familien-Auszeit für Geschwister und Eltern von schwer, chronisch oder unheilbar erkrankten Kindern und Jugendlichen. Sie erfüllen nicht nur Herzenswünsche, sondern schaffen auch Raum zum Aufatmen.
Hinweis: Bevor eine Familie an einem Ferienprogramm teilnimmt, ist es ratsam, sich im Voraus beraten zu lassen und die individuellen Bedürfnisse des Kindes zu besprechen. Eine frühzeitige Planung kann sicherstellen, dass alle notwendigen Vorkehrungen getroffen werden, um die beste Erfahrung für das Kind und die Familie zu gewährleisten. Hierfür stehen wir gerne als Ansprechpartner zur Verfügung.