Mehrsprachige Erziehung

Was ist eigentlich Sprache?

Sprache ist mehr als nur ein Mittel zur Verständigung. Sie ist das Fundament unserer Existenz, ein Werkzeug, das uns ermöglicht, unsere Bedürfnisse und Wünsche auszudrücken. Durch sie formen wir unsere Meinungen, geben unserem individuellen Blick auf die Welt Ausdruck. Doch Sprache ist nicht nur Selbstreflexion, sondern auch eine Brücke zu anderen. Sie ist das Medium, durch das wir kommunizieren, uns verbinden, uns in einer gemeinsamen Welt verorten.
Schon als Kleinkinder saugen wir die Laute, Worte und Strukturen auf, die uns umgeben. Die Sprachentwicklung ist ein lebenslanger Prozess, der niemals wirklich abgeschlossen ist. Wir formen, verfeinern und erweitern unsere Sprache ständig, angepasst an neue Situationen, Kontexte und Bedürfnisse.

So bleibt Sprache nicht nur ein Werkzeug, sondern ein lebendiger Teil unserer Existenz. Sie wächst mit uns, formt und spiegelt unsere Gedanken, Gefühle und Erfahrungen wider. Durch sie drücken wir aus, wer wir sind, wie wir die Welt sehen und wie wir uns in ihr bewegen. Sprache ist somit nicht nur Mittel zum Zweck, sondern ein zentraler Bestandteil unseres Seins.

Was bedeutet Erst- und Zweitsprache?

Der frühkindliche Spracherwerb ist ein faszinierender Prozess, der sich größtenteils unterbewusst vollzieht. Bereits in den frühesten Lebensphasen eignen sich Kinder sprachliche Handlungen und Bedeutungen an, sowie formale Kategorisierungen. Interessanterweise kann die Erstsprache (die sogenannte Muttersprache) eines Kindes aus zwei verschiedenen Sprachen bestehen. Trotz dieser Komplexität sind Kinder von Anfang an in der Lage, beide Muttersprachen auseinander zu halten.

Die Idee einer Zweisprachigkeit wirft oft Fragen auf, insbesondere hinsichtlich möglicher negativer Auswirkungen auf die allgemeine Intelligenzentwicklung. Doch Forschung zeigt, dass das menschliche Gehirn über ausreichend Kapazitäten verfügt, um mehrere Sprachen zu verarbeiten. Tatsächlich hat eine Zweisprachigkeit keinerlei nachweisbare negative Effekte auf die kognitive Entwicklung eines Kindes. Vielmehr bietet sie eine Vielzahl von Vorteilen, wie verbesserte kognitive Flexibilität, bessere soziale Fähigkeiten und eine erhöhte kulturelle Sensibilität.

In der Tat zeigt sich, dass Zweisprachigkeit nicht nur das Sprachvermögen erweitert, sondern auch das Denken und die Wahrnehmung auf eine vielfältige Weise bereichert. Kinder, die in einer zweisprachigen Umgebung aufwachsen, entwickeln ein tieferes Verständnis für unterschiedliche Perspektiven und eine größere Offenheit gegenüber verschiedenen Kulturen. Somit ist Zweisprachigkeit nicht nur eine Bereicherung für das individuelle Kind, sondern auch für die Gesellschaft als Ganzes.

Modelle der Mehrsprachigkeit

Mehrsprachigkeit wird in vielen Familien praktiziert. Es gibt verschiedene Modelle und Typen der Mehrsprachigkeit, von denen keines per se besser oder schlechter ist. Jede Familie bringt individuelle Fähigkeiten sowie kulturelle und sprachliche Hintergründe mit, die bei der Entscheidung für eine bestimmte Form der Mehrsprachigkeit berücksichtigt werden müssen.

Ein häufig angewandtes Modell ist die “One Person, One Language” Methode. Hierbei sprechen die Eltern unterschiedliche Muttersprachen, wobei eine Sprache der des gesellschaftlichen Umfeldes entspricht. Von Geburt an kommunizieren die Eltern jeweils in ihrer Muttersprache mit dem Kind, was dazu beiträgt, dass das Kind beide Sprachen voneinander unterscheiden und ein Bewusstsein für ihre Unterschiede entwickeln kann. Wichtig ist hierbei die Konsequenz der Eltern, die jeweils bei ihrer Muttersprache bleiben.

Ein weiteres Modell ist das “Non-Dominant Home Language without Community Support” oder MLAH Modell. Hier sprechen beide Elternteile dieselbe Muttersprache, die jedoch nicht der Mehrheitssprache des gesellschaftlichen Umfeldes entspricht. Das Kind erwirbt somit zunächst die Muttersprache der Eltern und lernt die Mehrheitssprache erst später, beispielsweise in der Krippe oder Kita.

Es gibt auch das Modell “Double Non-Dominant Home Language without Community Support”, bei dem die Eltern unterschiedliche Muttersprachen sprechen, die jedoch beide nicht der Mehrheitssprache des gesellschaftlichen Umfeldes entsprechen. Auch hier wächst das Kind gemäß dem “One Person, One Language” Prinzip auf und erwirbt die Mehrheitssprache erst außerhalb der Familie.

Im Modell “Non-Native Parents” sprechen beide Elternteile eine gut ausgebildete Fremdsprache mit dem Kind, während ihre Muttersprache der Mehrheitssprache des gesellschaftlichen Umfeldes entspricht. Dies kann nach dem “One Person, One Language” Prinzip praktiziert werden oder durch die “Time and Place Strategy”.

Die “Time and Place Strategy” kann in allen Typen der Mehrsprachigkeit angewendet werden. Dabei schaffen Eltern einen Rahmen, in dem das Kind vorhersehbar mit einer bestimmten Sprache in Berührung kommt, sei es zu bestimmten Zeiten oder an bestimmten Orten. Die Konsequenz im Sprechen der Fremdsprache ist hierbei entscheidend, damit Kinder darauf vertrauen können, dass zu bestimmten Zeiten oder an bestimmten Orten eine bestimmte Sprache gesprochen wird.

Wie können Eltern die kindliche Sprachentwicklung fördern?

Eltern bzw. Bezugspersonen spielen eine entscheidende Rolle bei der Förderung der kindlichen Sprachentwicklung. Es beginnt bereits damit, die kindlichen Initiativen wahrzunehmen und darauf einzugehen. Wenn ein Kind Laute von sich gibt oder versucht, sich verbal auszudrücken, ist es wichtig, darauf einzugehen und die Interaktion aufrechtzuerhalten.

Ein weiterer wichtiger Schritt ist das Nachahmen der kindlichen Laute. Indem Eltern die Laute ihres Kindes wiederholen und nachahmen, ermutigen sie es, weiter zu kommunizieren und seine sprachlichen Fähigkeiten zu entwickeln.

Das Benennen von Handlungen und Gefühlen ist ebenfalls von großer Bedeutung. Indem Eltern die eigenen Handlungen und Gefühle benennen und dabei die entsprechenden Wörter verwenden, helfen sie dem Kind, ein Verständnis für die Bedeutung von Wörtern aufzubauen und seinen Wortschatz zu erweitern.

Alltagssituationen bieten zahlreiche Gelegenheiten, um die Sprachentwicklung zu fördern. Ob beim Windelwechseln, Füttern, Anziehen oder Zähneputzen – Eltern können diese Situationen nutzen, um mit ihren Kindern zu sprechen und ihnen dabei zu helfen, neue Wörter und Ausdrücke zu lernen.

Das Vorlesen, Erzählen und Singen sind weitere wirksame Methoden, um die kindliche Sprachentwicklung zu fördern. Durch das Vorlesen von Büchern, das Erzählen von Geschichten oder das Singen von Liedern werden nicht nur neue Wörter und Ausdrücke vermittelt, sondern auch die Fantasie und Kreativität des Kindes angeregt.

Insgesamt ist es wichtig, dass Eltern eine positive und unterstützende Umgebung schaffen, in der ihr Kind seine sprachlichen Fähigkeiten entwickeln kann. Indem sie die kindlichen Initiativen wahrnehmen, nachahmen, Handlungen und Gefühle benennen, Alltagssituationen sprachlich begleiten und Vorlesen, Erzählen und Singen, tragen sie maßgeblich zur Förderung der kindlichen Sprachentwicklung bei.

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