24 Stunden Pflege & Rundum-Betreuung – Wissenswertes im Überblick

Viele Menschen wünschen sich trotz zunehmendem Alter und steigender Pflegebedürftigkeit weiterhin im eigenen Zuhause zu leben. Ab einem gewissen Punkt macht es Sinn, dass jemand mit vor Ort ist und bei Bedarf helfen kann – die so genannte „Rundum-Betreuung“ oder auch “24 Stunden Pflege”. Dabei handelt es sich meistens um Osteuropäische Haushalts- und Betreuungskräfte, die mit im Haushalt der zu betreuenden Person wohnen und bei alltäglichen Dingen helfen. Wird die Rundum-Betreuung als dauerhafte Lösung gewählt, wechseln sich im Optimalfall zwei Betreuungskräfte im Drei-Monats-Turnus ab.

Welche Aufgaben übernimmt die Betreuungskraft?

Die „Rundum Betreuung“ ist auch unter dem Begriff „24-Stunden-Pflege“ bekannt. Dieser führt allerdings in die Irre – es handelt sich weder um eine Betreuung an sieben Tagen in der Woche für jeweils 24 Stunden noch um ausgebildetes Pflegepersonal:

  • Auch für osteuropäische Betreuungskräfte gelten die Regeln des Arbeitsschutzes. Das heißt die gesetzlich vorgeschriebenen Pausen und freien Tage müssen eingehalten werden, auch wenn diese im gleichen Haushalt wohnen und theoretisch rund um die Uhr verfügbar wären.
  • Die Aufgaben der Betreuungskraft umfassen weder Pflegeleistungen noch medizinische Behandlungen. Es geht um Hilfe und Unterstützung bei der Bewältigung alltäglicher Dinge, wie zum Beispiel beim An- und Auskleiden, der Körperpflege, dem Toilettengang oder der Begleitung bei Arztbesuchen oder Spaziergängen. Auch hauswirtschaftliche Tätigkeiten wie Einkaufen, Kochen, Wäsche waschen und Reinigungsarbeiten können in den Pflegevertrag mit aufgenommen werden.

Die Betreuungskraft ersetzt nicht die Versorgung durch ausgebildetes Personal eines Pflegedienstes. Im Gegenteil – idealerweise arbeiten der Pflegedienst und die Betreuungskraft Hand in Hand. So ist zuhause eine gute Betreuung gewährleitet und ein Umzug in ein Pflegeheim kann zumindest herausgezögert werden.

Für wen ist die Rundum-Betreuung geeignet?

Die Rundum-Betreuung eignet sich für Senior*innen, die weiterhin zuhause wohnen möchten und sich Betreuung und Unterstützung im Alltag wünschen. Gerade wenn Angehörige weiter weg wohnen oder wenig Zeit haben, kann die häusliche Betreuung sinnvoll sein. Voraussetzung ist, dass der Betreuungskraft ein eigenes Zimmer zur Verfügung gestellt werden kann.

Bei leichter aber auch bei fortgeschrittener Pflegebedürftigkeit findet sich eine passende Betreuungskraft. Wer allerdings rund um die Uhr pflegefachlich beaufsichtigt und versorgt werden muss, ist im Pflegeheim besser aufgehoben. Bei Demenz muss man gut abwägen, ob die Rundum-Betreuung die richtige Wahl ist. Zwar können Erkrankte in Ihrer vertrauten Umgebung bleiben, jedoch erschweren Sprachbarrieren oft einen guten Austausch im Alltag. Das kann viele Konflikte und Stress für alle Beteiligten auslösen und die Demenz-Symptome verstärken. Vor allem, wenn Demente nachts aktiv und desorientiert sind, ist es für Betreuungskräfte auf Dauer eine unzumutbare Belastung.

Wo findet man eine Betreuungskraft?

Die Vermittlung von Betreuungskräften läuft in der Regel über Agenturen mit Sitz in Deutschland, die mit osteuropäischen Entsendeunternehmen zusammenarbeiten. Benötigen Sie für sich oder für einen Angehörigen eine Betreuungskraft, wenden Sie sich an eine Vermittlungsagentur in Deutschland.

Hinweis: Seriöse Vermittlungsagenturen finden Sie über den Verband für häusliche Betreuung und Pflege e.V.

Die Agentur prüft den Bedarf und die Anforderungen an die Betreuungskraft (z. B. Pflegeerfahrung, Deutschkenntnisse und Führerschein) und unterbreitet passende Bewerber*innen, die bei einer Kooperationsagentur – einem Entsendeunternehmen in Osteuropa – eingestellt sind. Ihre Abrechnung erhalten Sie allerdings über die Vermittlungsagentur in Deutschland.

Hinweis: Lassen Sie sich vom Entsendeunternehmen eine A1-Bescheinigung geben. Damit ist gewährleistet, dass Steuern und Sozialabgaben abgeführt werden und die Betreuungskraft legal beschäftigt ist.

Der Vorteil dieses „Entsendungsmodells“ ist, dass Sie einen geringen Eigenaufwand haben und sich die Vermittlungsagentur um die Organisation der Pflege, die Zahlung von Sozialabgaben und um die Anreise der Betreuungskraft kümmert. Ist die Betreuungskraft krank, hat Urlaub oder bei anderen Problemen, ist die Agentur als Ansprechpartner an Ihrer Seite und schickt ggf. Ersatz. Somit ist die Betreuung nahezu durchgehend gewährleistet.

Hinweis: Alternativ zum Entsendungsmodell gibt es das Arbeitgebermodell und das Selbstständigkeitsmodell. Die sind mit mehr Eigenaufwand verbunden und bieten auch nicht die rechtliche Transparenz. Mehr Informationen dazu finden Sie hier.

Wie viel kostet die Rundum-Betreuung?

Die Kosten betragen zwischen 2.000 Euro und 2.500 Euro/Monat. Die Höhe der Kosten ist abhängig von der Pflegeerfahrung und den Deutschkenntnissen der Betreuungskraft und dem Betreuungsaufwand vor Ort. Zusätzlich können Vermittlungsgebühren (jährlich ca. 600 bis 800 Euro) sowie Reisekosten erhoben werden. Kost und Logis sind für die Betreuungskraft frei.

Grundsätzlich müssen die Kosten für eine Rundum-Betreuung selbst getragen werden, da es sich um eine private Dienstleistung handelt und die Vermittlungsagenturen keinen Versorgungsvertrag mit Pflegeversicherungen abgeschlossen haben. Nur das monatliche Pflegegeld in Höhe von 316 Euro (Pflegegrad 2) bis 901 Euro (Pflegegrad 5) können für die Kosten verwendet werden – vorausgesetzt das Pflegegeld ist nicht verringert, weil ein Pflegedienst bereits Sachleistungen abrechnet.

Die Rundum-Betreuung ist als haushaltsnahe Dienstleistung oder als außergewöhnliche Belastung mit bis zu 4.000 Euro pro Jahr steuerlich absetzbar.

Unsere Empfehlung:

Eine Rundum-Betreuung bietet viele Vorteile – der Verbleib in der eigenen Wohnung, eine umfassende und individuelle Versorgung und die Möglichkeit weiterhin an sozialen Aktivitäten teilzunehmen. Dabei gibt es aber auch Nachteile – die Kosten müssen zum großen Teil selbst getragen werden, der Wohnraum muss groß genug sein, da die Betreuungskraft ein eigenes Zimmer benötigt und für medizinische Leistungen ist zusätzlich ein Pflegedienst notwendig. Und auch zwischenmenschlich kann es zu Herausforderungen kommen. Zwischen der Betreuungsperson und der zu betreuenden Person kann eine enge Bindung aufgebaut werden, es kann aber auch zu Konflikten und sprachlichen Barrieren kommen. Wichtig ist sich im Voraus mit den Vor- und Nachteilen zu beschäftigen und abzuwägen, ob die Rundum-Betreuung die geeignete Betreuungsform ist.

Entscheiden Sie sich für eine Rundum-Betreuung ist es wichtig mit einer seriösen Vermittlungsagentur zusammen zu arbeiten. Wir empfehlen hier die Mitglieder des Verband für häusliche Betreuung und Pflege e.V.

 

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